Toranlage der Kern­burg Lich­ten­berg

Tafel 6

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In einer von dicken Ringmauern umgebenen Burg stellt das aus Holz gefertigte Zugangstor bei Angriffen zweifellos den Schwach­punkt im Ver­tei­digungs­system dar. In der Anfangszeit des Bur­gen­baues waren Tore oft nur einfache Mauerdurchbrüche, die durch schwere, gelegentlich auch eisenbeschlagene Holzflügel verschlossen wurden. Auch für die erste Bauphase der Burg Lich­ten­berg in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist ein einfaches, 2,60 m breites Tor nachgewiesen, dem ein mehr als 12 m breiter Graben vorgelagert war. Er wurde in den anstehenden Muschel­kalk­felsen eingetieft und von einer Holzbrücke überspannt.

Angriff und Verteidigung eines Tores

Im Spatmittelalter stieg die Be­dro­hung der Burg durch ver­bes­serte Bela­gerungs­ma­schi­nen.

Als Antwort auf diese Bedrohung wurde der Torbereich zu einer wehrhaften Verteidigungsanlage ausgebaut. Vor dem alten Tor wurde ein mächtiger Torturm mit einer Breite von 8,60 m errichtet, der von der Ringmauer aus fast 7 m weit in den Burggraben her­vor­sprang.

Noch heute sind die 1,50m dicken Grundmauern, die sich 20 cm unterhalb des Hofniveaus der Kernburg durch die Ausbildung eines Mauerabsatzes auf 1 m verjüngen, gut zu erkennen. Dieser Absatz diente als Auflager fur dicke Holzbalken. Sie bildeten den Fußboden innerhalb des Turms.

Man betritt die Kern-/Oberburg von Süden durch eine 9 m in den Burg­graben vorgeschobene Tor­kam­mer, die einen Grundriss von 8,40 x 9,00 m2 und eine durch­schnitt­liche Mau­er­stär­ke von 1,60 m aufweist. In dieser Kammer befand sich ein archäologisch nach­weis­barer 60 cm schmaler Durchlass, der mit einer kleinen "Klappbrücke" (?) versehen war. Er scheint in einem engen Zu­sam­men­hang mit der vor einigen Jahren entdeckten Pforte in dem Mauerzug, der den Grabenbereich durchläuft, zu stehen. Die in der "älteren" Li­te­ra­tur, als eine 3 m breite Ein-/Aus­fahrt ge­deu­tete Lücke ist lediglich als ein falsch restaurierter und damit inter­pre­tier­ter Baubefund anzusehen. Die Zugangssituation zur Kernburg ist nur zeitlich dif­fe­ren­ziert zu be­trach­ten. Das in der Torkammer heute leider nicht mehr sichtbare, aber archäologisch nachweisbare Mau­er­ban­ket, diente nicht, wie ur­sprüng­lich an­ge­nom­men, als Auflager der Zugbrücke, sondern ist als rein "statisches (?)" Bauelement zu deuten.

Bei der Ausgrabung im Jahre 1957 soll aus dem Bauschutt im Bereich des Personendurchlasses ein schmaler, regelmäßig behauener Stein geborgen worden sein, der als oberer Sturz des kleinen Ein­gangs angesehen wurde. Fünf (?) rund bearbeitete Steine, die eben­falls im Schutt nachgewiesen worden sein sollen, interpretierte man seinerzeit als rundbogiger großer Torsturz des Haupttores. Leider sind diese Bauteile nicht dokumentiert oder geborgen worden.

Tortürme waren in der Regel mit Toren an der Außen- und der Hof­seite ausgestattet und besaßen meist Fallgitter, die in Se­kun­den­schnel­le geschlossen werden konnten.

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