Auf einer mittelalterlichen Burg möchten Sie sicher nicht gelebt haben. Kalt, ungemütlich, zugig, stinkend, eng und das ganz besonders im Winter. Wie es aussah geht aus einem Brief Ulrichs von Hutten an seinen Freund Willebald Pirkheimer hervor: "..von engen Mauern umschlossen, eingeengt durch Viehställe, Waffenschuppen, Pulverkammern und Geschützständen: alles voller Pech, Schwefel und Kriegsgerät. überall im Hause riecht es nach Pulver, Vieh und Hunden und deren Exkrementen. Ein fortwährendes Kommen und Gehen von Bewaffneten, oft der zweifelhaftesten Sorte, von Bauern, die bei ihrem Herrn Hilfe suchen, oder zur Arbeit auf den kümmerlichen Äckern am Burgberg bestellt sind, den ganzen Tag über Lärm und Geschrei. Schafe blöken, Rinder brüllen, Hunde bellen, und es ist nichts Seltenes. dass man des Nachts in den benachbarten Wäldern die Wölfe heulen hört."
Gewiss kein erstrebenswertes Wohnen bzw. Leben! Zwar gab es Fensterverschlüsse aus Holz oder Häuten, doch nur wenige Räume auf einer Burg waren beheizbar. Die mit Feuerstellen ausgestatteten Räume nannte man "Kemenate" nach dem italienischen Wort "caminata" für Kamin.
Schema der Heizung und des Vorraums. Fundsituation 2004
Bei den heute sichtbaren Mauerfragmenten handelt es sich jeweils um das Kellergeschoss. Man kann davon ausgehen, dass es sich um ein mehrstöckiges Steingebäude handelte, wobei das Obergeschoss eventuell eine Fachwerkkonstruktion trug. Die Heizung stammt aus einer späteren Bauphase und wurde nachträglich in das bestehende Gebäude eingefügt. Das Feuer entfachte man in der mit Backsteinen ausgemauerten Brennkammer (C) und erhitzte damit die darüber liegenden, als Wärmespeicher dienenden, Granitsteine (D).
Abdeckplatte (B) der Warmluftheizung mit acht verschließbaren Öffnungen. Der Heizraum (D) liegt darunter.
Oberhalb dieser Steinlage befindet sich eine restaurierte Steinplatte (B). Die acht regelmäßig angeordneten Öffnungen waren alle, ursprünglich mit 3 kg schweren Stöpseln aus Kalksandstein verschließbar. Durch die öffnungen in der Abdeckplatte konnte die Warmluft über die Kanäle im Mauerwerk dosiert in die darüberliegenden Räume geleitet werden.
Die Befeuerung der Brennkammer erfolgte von einem kleinen Vorraum aus, der wahrscheinlich nur von oben durch eine Leiter zugänglich war. Der Rauch konnte durch den seitlich angesetzten Kamin (E) abziehen. Vermutlich wurde die Heizungsanlage der Burg Lichtenberg zuletzt um 1400 befeuert. Eine zweite Heizungsanlage der Burg wurde nach archäologischen Erkenntnissen etwa 1425 aufgegeben. Die Burg wurde jedoch erst im Oktober 1552 zerstört! Wie wurde zwischenzeitlich geheizt? Gab es ein verbessertes Heizungssystem?
Ja, gab es! Den Kachelofen, der direkt im Wohnbereich Wärme lieferte! Darauf deutet hin, dass offenbar ein Kachelofen bei der Zerstörung der Burg 1552 durch die brennende Decke des Obergeschosses in einem Wirtschaftsgebäude in den Keller gestürzt war. Die Archäologische Arbeitsgemeinschaft fand bei ihren Ausgrabungen im Keller eine Vielzahl von Kacheln.
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